Es gibt nicht nur Betroffene, es gibt bereits erste Spezial-Behandlungs-Angebote
Ob die Diagnose "Internet-Abhängigkeit" berechtigt ist, bleibt zwar umstritten, doch die Gefahr scheint nicht von der Hand zu weisen. Es gibt sogar schon konkrete Diagnose-Kriterien für ein Internet-Abhängigkeits-Syndrom (IAS). Und es etabliert sich zunehmend eine Internet-Abhängigkeits-Therapie bis hin zu Spezial-Ambulanzen an psychiatrischen Universitätskliniken.
Jede Zeit hat ihre Krankheit: Lues und Tbc, Gicht und Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Bulimie und Anorexie, Alkoholismus und Drogenabhängigkeit. Alle hatten und haben auch ihren sozioökonomischen Nährboden.
Nun leben wir im Zeitalter der Information. Das Internet ist das wichtigste Informationsmedium geworden. Jedes geistig und wirtschaftlich aktive Individuum dieser Erde kann mit dem anderen kommunizieren, in minutenschnellem und beliebigem Umfang. Was dem einen ein Horror, fasziniert den anderen.
Sucht kommt nicht von suchen, sondern von siech = krank (alte Psychiater-Regel).
Doch Vorsicht: dosis facit venenum, sagte schon Paracelsus, des Mittelalters berühmtester Arzt. Die Dosis entscheidet darüber, ob etwas Heilmittel bleibt oder zum Gift wird. So auch beim Internet. In Analogie zum krankhaften Glücksspiel und zur Computerleidenschaft gibt es inzwischen sehr wohl Kriterien, die auf eine Online-Sucht schließen lassen.
Ist das alles neu? Ist das Grund zur Sorge? Schließlich kann man von allem abhängig werden: Alkohol, Nikotin, Rauschdrogen, Essen, Spielen, Kaufen, Bodybuilding, Sex u.a.
Internet-Abhängigkeit im Kommen
Weltweit gibt es inzwischen Hunderte von Millionen Internet-Anwendern. Die Zahl wächst explosionsartig. Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 30 Jahren. Die durchschnittliche Nutzungszeit beträgt in der Woche rund 35 Minuten. Das ist noch kein Problem.
Inzwischen aber gibt es offensichtlich auch Internet-Suchtkranke. Allerdings hat man das lange Zeit nicht ernst genommen. Die erste Beschreibung einer solchen "Internet Addiction Disorder" wurde zunächst als Witz verstanden. Dann aber wurde es Ernst. In den USA gibt es die ersten Center for On-Line-Addiction. Und es gibt sogar sogenannte Cyber-Psychologen. Und natürlich eine wachsende Zahl an Informations-, Kongress- und Buchangeboten zum Thema.
"Wie schön wäre es, das Haus zu verlassen, um zu arbeiten, z.B. in der Stadtbücherei. Ich habe es bis heute nicht geschafft. Wenn ich zu Hause bin, bin ich unfähig, meine Gedanken vom "Netz" loszukriegen. Ich versuche zu schreiben, und das "Netz" ist das einzige, woran ich denken kann" (Klage eines Internet-Abhängigen).
Um das Ganze wissenschaftlich zu fundieren, hat man inzwischen - analog zum pathologischen Glücksspiel - konkrete DSM-IV-Kriterien erarbeitet (das DSM-IV = Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen in IV. Auflage ist die "psychiatrische Bibel" der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA) und damit zunehmend weltweit). Einzelheiten siehe hier:
Internet-Abhängigkeitssyndrom (IAS)
1. Ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, das Internet zu gebrauchen.
2. Verminderte Kontrolle über den Zeitraum, in dem das Internet benutzt wird. Beispiel: mehr Zeit aufgebracht als früher oder über einen längeren Zeitraum als geplant? Anhaltender Wunsch oder gar erfolglose Versuche, den Internetkonsum zu verringern oder zu kontrollieren.
3. Entzugssyndrom, wenn das Internet nicht (mehr) benutzt wird oder auch nur wenn sich der Zeitraum reduziert. Spezifische Entzugssymptome, die bei Wiederaufnahme verschwinden.
4. Toleranzentwicklung gegenüber der Befriedigung beim Internet-Gebrauch (und damit zeitliche "Dosiserhöhung").
5. Einengung auf den Internet-Gebrauch, vor allem Vernachlässigung anderer wichtiger Aspekte: Partnerschaft, Familie, Beruf, sonstige Vergnügungen oder Interessenbereiche. Es wird viel (und immer mehr?) Zeit darauf verwandt, Internet-Zugang zu erhalten, das Internet zu gebrauchen - oder sich davon zu erholen.
6. Anhaltender Internet-Gebrauch trotz schädlicher Folgen (s.o.), obwohl der Betreffende sich über Art und Ausmaß des Schadens bewusst ist oder hätte bewusst sein sollen.
Wen und wie trifft es?
Bisher gibt es zum Thema Internet-Abhängigkeit nur wenig konkretes Wissen. Manches wird nicht nur inhaltlich, sondern auch formal angezweifelt, wie das zu Beginn eines Leidens immer der Fall ist. Für den Alltag gilt es aber folgendes zu beachten:
Im Vordergrund der Betroffenen stehen soziale Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder mit den Ehepartnern. Besonders gefährdet sind sogenannte MUDS (Multi User Dungeons). Das sind virtuelle (also nicht reale) Schauplätze, wo die Teilnehmer Einfluss auf ihre Umgebung nehmen können, kurz: das Eintauchen in eine Phantasiewelt mit Ausblenden des Alltags. Gefährlich sind auch Internet-Diskussionsgruppen und das fanatische Internet-Surfen.
Klassifikation der Internet-Abhängigkeit
Als wichtigste diagnostische Kriterien eines Internet-Abhängigkeits-Syndroms (IAS) gelten starkes Verlangen oder gar Zwang, verminderte Kontrolle über den Zeitrahmen, ein drohendes Entzugssyndrom, wenn man nicht voll eingespannt bleiben kann, Toleranzentwicklung (und damit zeitliche "Dosis-Steigerung"), die Vernachlässigung von zwischenmenschlichen, familiären und beruflichen Aufgaben, von anderen Interessenbereichen ganz zu schweigen, sowie das Festhalten an diesem schädlichen Gebrauch trotz negativer Konsequenzen.
Internet-Abhängigkeit - neuropathologisch erklärbar?
Natürlich kann man nicht nur Behauptungen aufstellen, man muss sie auch beweisen. Deshalb gibt es inzwischen eine wachsende Zahl neuropsychologischer, neurochemischer und neuropathologischer Untersuchungen und damit Erkenntnisse. Und tatsächlich scheint es Hinweise dafür zu geben, dass das Internet-Surfen - ähnlich wie beim Videospiel - zu einer Ausschüttung bestimmter Botenstoffe in konkreten Regionen des Gehirns führt und damit eine Abhängigkeitsgefahr bahnt. Weitere Untersuchungen müssen hier Klärung bringen.
Therapeutische Angebote
Es braucht seine Zeit, bis sich die Wissenschaft einigt. Das war noch bei jedem "modernen Leiden" so. Das wird auch in Zukunft nicht anders sein. Falsch ist es nicht, denn nur durch sorgfältige Prüfung lassen sich Irrtümer und auch Missbrauch vermeiden.
Trotzdem gibt es natürlich schon Betroffene, und zwar behandlungsbedürftige. Ihnen stehen nicht allzu viel Spezialisten gegenüber. In einigen Fällen aber gibt es das bereits. Wer sich vom Internet abhängig fühlt, kann sich online via E-Mail melden und seine Beschwerden schildern.
Dann wird geprüft, ob sich die körperlichen oder psychischen Entzugssymptome (s. Kasten) tatsächlich darauf zurückführen lassen.
Entzugssymptome der Internet-Abhängigkeit
Seelisch-körperliche Erregung, Ängste, Zwangsgedanken, Phantasien oder Träume über das Internet, bewusste oder unbewusste Tipp-Bewegungen der Finger usw.
Die Therapie ist überwiegend psychotherapeutisch. Es gibt aber auch schon Hinweise, z.B. dass bestimmte Antidepressiva (SSRI) hilfreich sein könnten.
(Danke, Tinchen, für deinen Beitrag!)
Nachdenkliches zu "Computersucht"
Zuviel mit dem Computer gearbeitet?
Dann führen Sie nun bitte sorgfältig folgende Schritte durch:
1. Schließen Sie alle offenen Seiten und beenden Sie Ihr
Internetprogramm!
2. Fahren Sie das Betriebssystem Ihres Rechners ordnungsgemäß
herunter!
3. Schalten Sie Ihren Computer, Monitor, Drucker und Ihr Modem aus!
4. Nehmen Sie in mehreren Stufen Kontakt mit Ihrer Außenwelt auf!
Stufe 1
Öffnen Sie ein Fenster und atmen Sie die frische Luft. Achtung, der Kontrast und die Helligkeit lassen sich nicht einstellen, auch auf die Lautstärke können Sie keinen Einfluss nehmen! Nehmen Sie alles so, wie es ist. Die Geräusche sind keine Simulation, alles ist Live!
Stufe 2
Gehen Sie einige Schritte durch das Zimmer. Was sich unter Ihnen bewegt, sind nur Ihre Beine, keine Angst, bisher läuft alles normal!
Schauen Sie sich um, ob noch jemand in Ihrer Nähe ist, der sich bewegt. Gehen Sie auf ihn zu und sprechen Sie ihn einfach an, eine Tastatur ist hierfür nicht erforderlich! Antwortet Ihr Gesprächspartner? Wenn ja, dann seien Sie jetzt bitte äußerst vorsichtig, das ist kein Forum und auch kein Chatroom. Überlegen Sie vorher genau, was Sie sagen. Beleidigungen können jetzt für Sie zu körperlichen Schäden führen!
Stufe 4
Versuchen Sie, Nahrung zu sich zu nehmen. Dazu öffnen Sie bitte alle Schranktüren. Sollte in einem Schrank ein Licht angehen, dann haben Sie den Kühlschrank gefunden. Schauen Sie hinein. Ist etwas Essbares vorhanden? Bevor Sie etwas verzehren, achten Sie bitte auf das Verfallsdatum des Produktes.
Stufe 5
Verlassen Sie das Haus, um den Schrank mit dem Licht mit neuen Lebensmitteln zu füllen! Achtung, wenn Ihnen alles fremd vorkommt, bitten Sie jemanden, Sie zum Lebensmittelgeschäft zu begleiten! Schauen Sie sich um, die Autos sind alle echt, überqueren Sie die Straße erst, wenn diese wirklich frei ist. So unwahrscheinlich es klingt, hier und jetzt haben Sie nur ein Leben. Ein Neustart des Spieles ist nicht möglich, und Sie werden auch keinen Krämer finden, der Ihnen Heilgetränke verkauft!
Stufe 6
Sollten Ihnen auf dem Rückweg kleine Kinder entgegenlaufen und immer wieder Papa, Papa oder Mama, Mama rufen, kann es sich nur um Ihre eigenen Kinder handeln. Tja, die kleinen Racker haben Sie wirklich nicht mehr so groß in Erinnerung, aber macht nichts, wenn Ihnen erstmal die Namen wieder eingefallen sind, dann werden Sie sich schnell wieder an sie gewöhnen.
Stufe 7
Wieder zu Hause angekommen, setzen Sie sich mal gemütlich in einen Sessel, aber nicht unbedingt in den Sessel vor Ihrem Computer!!! Klasse, bald haben Sie es geschafft. Nun lesen Sie mal einige Seiten in einem Buch. Bücher sind die dicken schweren Dinger, die man aufklappen kann, manche haben sogar schöne bunte Bilder. Na, merken Sie wie es beim Lesen oben in Ihrer Birne arbeitet? Das sind die Gedanken, die Sie sich beim Lesen machen. Es nützt allerdings nichts, wenn Sie mit dem Finger auf die Seite klicken, wenn Sie alles gelesen haben, Multimedia war gestern, nun wird von Hand umgeblättert.
Stufe 8
Mehr als zehn Seiten sollten Sie am Anfang nicht lesen! Legen Sie das Buch wieder weg, aber nicht zu weit. Nun rufen Sie mal nach Ihrem Ehepartner, das ist die Person die sich kopfschüttelnd in eine Ecke drückt. Versichern Sie ihr, dass alles normal ist und Sie sich einfach nur ändern wollen. In den ersten Tagen wird das noch niemand glauben, aber halten Sie durch. Verkaufen Sie morgen sofort Ihr Modem und schaffen Sie sich vielleicht ein Aquarium an, es funktioniert so ähnlich wie ein Bildschirmschoner, aber es ist das erste Anzeichen von Besserung.
Sie haben es geschafft. Herzlich willkommen im realen Leben!
Diesen Beitrag verdanken wir Herrn Dr. Dr. Herbert Mück, Köln.
Peter aus Luxenburg hat uns diesen Beitrag zugesandt.
Es gibt nicht nur Betroffene, es gibt bereits erste Spezial-Behandlungs-Angebote
Ob die Diagnose "Internet-Abhängigkeit" berechtigt ist, bleibt zwar umstritten, doch die Gefahr scheint nicht von der Hand zu weisen. Es gibt sogar schon konkrete Diagnose-Kriterien für ein Internet-Abhängigkeits-Syndrom (IAS). Und es etabliert sich zunehmend eine Internet-Abhängigkeits-Therapie bis hin zu Spezial-Ambulanzen an psychiatrischen Universitätskliniken.
Jede Zeit hat ihre Krankheit: Lues und Tbc, Gicht und Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Bulimie und Anorexie, Alkoholismus und Drogenabhängigkeit. Alle hatten und haben auch ihren sozioökonomischen Nährboden.
Nun leben wir im Zeitalter der Information. Das Internet ist das wichtigste Informationsmedium geworden. Jedes geistig und wirtschaftlich aktive Individuum dieser Erde kann mit dem anderen kommunizieren, in minutenschnellem und beliebigem Umfang. Was dem einen ein Horror, fasziniert den anderen.
Sucht kommt nicht von suchen, sondern von siech = krank (alte Psychiater-Regel).
Doch Vorsicht: dosis facit venenum, sagte schon Paracelsus, des Mittelalters berühmtester Arzt. Die Dosis entscheidet darüber, ob etwas Heilmittel bleibt oder zum Gift wird. So auch beim Internet. In Analogie zum krankhaften Glücksspiel und zur Computerleidenschaft gibt es inzwischen sehr wohl Kriterien, die auf eine Online-Sucht schließen lassen.
Ist das alles neu? Ist das Grund zur Sorge? Schließlich kann man von allem abhängig werden: Alkohol, Nikotin, Rauschdrogen, Essen, Spielen, Kaufen, Bodybuilding, Sex u.a.
Internet-Abhängigkeit im Kommen
Weltweit gibt es inzwischen Hunderte von Millionen Internet-Anwendern. Die Zahl wächst explosionsartig. Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 30 Jahren. Die durchschnittliche Nutzungszeit beträgt in der Woche rund 35 Minuten. Das ist noch kein Problem.
Inzwischen aber gibt es offensichtlich auch Internet-Suchtkranke. Allerdings hat man das lange Zeit nicht ernst genommen. Die erste Beschreibung einer solchen "Internet Addiction Disorder" wurde zunächst als Witz verstanden. Dann aber wurde es Ernst. In den USA gibt es die ersten Center for On-Line-Addiction. Und es gibt sogar sogenannte Cyber-Psychologen. Und natürlich eine wachsende Zahl an Informations-, Kongress- und Buchangeboten zum Thema.
"Wie schön wäre es, das Haus zu verlassen, um zu arbeiten, z.B. in der Stadtbücherei. Ich habe es bis heute nicht geschafft. Wenn ich zu Hause bin, bin ich unfähig, meine Gedanken vom "Netz" loszukriegen. Ich versuche zu schreiben, und das "Netz" ist das einzige, woran ich denken kann" (Klage eines Internet-Abhängigen).
Um das Ganze wissenschaftlich zu fundieren, hat man inzwischen - analog zum pathologischen Glücksspiel - konkrete DSM-IV-Kriterien erarbeitet (das DSM-IV = Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen in IV. Auflage ist die "psychiatrische Bibel" der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA) und damit zunehmend weltweit). Einzelheiten siehe hier:
Internet-Abhängigkeitssyndrom (IAS)
1. Ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, das Internet zu gebrauchen.
2. Verminderte Kontrolle über den Zeitraum, in dem das Internet benutzt wird. Beispiel: mehr Zeit aufgebracht als früher oder über einen längeren Zeitraum als geplant? Anhaltender Wunsch oder gar erfolglose Versuche, den Internetkonsum zu verringern oder zu kontrollieren.
3. Entzugssyndrom, wenn das Internet nicht (mehr) benutzt wird oder auch nur wenn sich der Zeitraum reduziert. Spezifische Entzugssymptome, die bei Wiederaufnahme verschwinden.
4. Toleranzentwicklung gegenüber der Befriedigung beim Internet-Gebrauch (und damit zeitliche "Dosiserhöhung").
5. Einengung auf den Internet-Gebrauch, vor allem Vernachlässigung anderer wichtiger Aspekte: Partnerschaft, Familie, Beruf, sonstige Vergnügungen oder Interessenbereiche. Es wird viel (und immer mehr?) Zeit darauf verwandt, Internet-Zugang zu erhalten, das Internet zu gebrauchen - oder sich davon zu erholen.
6. Anhaltender Internet-Gebrauch trotz schädlicher Folgen (s.o.), obwohl der Betreffende sich über Art und Ausmaß des Schadens bewusst ist oder hätte bewusst sein sollen.
Wen und wie trifft es?
Bisher gibt es zum Thema Internet-Abhängigkeit nur wenig konkretes Wissen. Manches wird nicht nur inhaltlich, sondern auch formal angezweifelt, wie das zu Beginn eines Leidens immer der Fall ist. Für den Alltag gilt es aber folgendes zu beachten:
Im Vordergrund der Betroffenen stehen soziale Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder mit den Ehepartnern. Besonders gefährdet sind sogenannte MUDS (Multi User Dungeons). Das sind virtuelle (also nicht reale) Schauplätze, wo die Teilnehmer Einfluss auf ihre Umgebung nehmen können, kurz: das Eintauchen in eine Phantasiewelt mit Ausblenden des Alltags. Gefährlich sind auch Internet-Diskussionsgruppen und das fanatische Internet-Surfen.
Klassifikation der Internet-Abhängigkeit
Als wichtigste diagnostische Kriterien eines Internet-Abhängigkeits-Syndroms (IAS) gelten starkes Verlangen oder gar Zwang, verminderte Kontrolle über den Zeitrahmen, ein drohendes Entzugssyndrom, wenn man nicht voll eingespannt bleiben kann, Toleranzentwicklung (und damit zeitliche "Dosis-Steigerung"), die Vernachlässigung von zwischenmenschlichen, familiären und beruflichen Aufgaben, von anderen Interessenbereichen ganz zu schweigen, sowie das Festhalten an diesem schädlichen Gebrauch trotz negativer Konsequenzen.
Internet-Abhängigkeit - neuropathologisch erklärbar?
Natürlich kann man nicht nur Behauptungen aufstellen, man muss sie auch beweisen. Deshalb gibt es inzwischen eine wachsende Zahl neuropsychologischer, neurochemischer und neuropathologischer Untersuchungen und damit Erkenntnisse. Und tatsächlich scheint es Hinweise dafür zu geben, dass das Internet-Surfen - ähnlich wie beim Videospiel - zu einer Ausschüttung bestimmter Botenstoffe in konkreten Regionen des Gehirns führt und damit eine Abhängigkeitsgefahr bahnt. Weitere Untersuchungen müssen hier Klärung bringen.
Therapeutische Angebote
Es braucht seine Zeit, bis sich die Wissenschaft einigt. Das war noch bei jedem "modernen Leiden" so. Das wird auch in Zukunft nicht anders sein. Falsch ist es nicht, denn nur durch sorgfältige Prüfung lassen sich Irrtümer und auch Missbrauch vermeiden.
Trotzdem gibt es natürlich schon Betroffene, und zwar behandlungsbedürftige. Ihnen stehen nicht allzu viel Spezialisten gegenüber. In einigen Fällen aber gibt es das bereits. Wer sich vom Internet abhängig fühlt, kann sich online via E-Mail melden und seine Beschwerden schildern.
Dann wird geprüft, ob sich die körperlichen oder psychischen Entzugssymptome (s. Kasten) tatsächlich darauf zurückführen lassen.
Entzugssymptome der Internet-Abhängigkeit
Seelisch-körperliche Erregung, Ängste, Zwangsgedanken, Phantasien oder Träume über das Internet, bewusste oder unbewusste Tipp-Bewegungen der Finger usw.
Die Therapie ist überwiegend psychotherapeutisch. Es gibt aber auch schon Hinweise, z.B. dass bestimmte Antidepressiva (SSRI) hilfreich sein könnten. (Tinchen, danke für deinen Beitrag!)
Nachdenkliches zu "Computersucht"
Zuviel mit dem Computer gearbeitet ?
Dann führen Sie nun bitte sorgfältig folgende Schritte durch:
1. Schließen Sie alle offenen Seiten und beenden Sie Ihr Internetprogramm!
2. Fahren Sie das Betriebssystem Ihres Rechners ordnungsgemäß herunter!
3. Schalten Sie Ihren Computer, Monitor, Drucker und Ihr Modem aus!
4. Nehmen Sie in mehreren Stufen Kontakt mit Ihrer Außenwelt auf!
Stufe 1
Öffnen Sie ein Fenster und atmen Sie die frische Luft.
Achtung, der Kontrast und die Helligkeit lassen sich nicht einstellen, auch auf die Lautstärke können Sie keinen Einfluss nehmen! Nehmen Sie alles so, wie es ist. Die Geräusche sind keine Simulation, alles ist Live!
Gehen Sie einige Schritte durch das Zimmer. Was sich unter Ihnen bewegt, sind nur Ihre Beine, keine Angst, bisher läuft alles normal!
Schauen Sie sich um, ob noch jemand in Ihrer Nähe ist, der sich bewegt. Gehen Sie auf ihn zu und sprechen Sie ihn einfach an, eine Tastatur ist hierfür nicht erforderlich! Antwortet Ihr Gesprächspartner? Wenn ja, dann seien Sie jetzt bitte äußerst vorsichtig, das ist kein Forum und auch kein Chatroom. Überlegen Sie vorher genau, was Sie sagen. Beleidigungen können jetzt für Sie zu körperlichen Schäden führen!
Stufe 4
Versuchen Sie, Nahrung zu sich zu nehmen. Dazu öffnen Sie bitte alle Schranktüren. Sollte in einem Schrank ein Licht angehen, dann haben Sie den Kühlschrank gefunden. Schauen Sie hinein. Ist etwas Essbares vorhanden? Bevor Sie etwas verzehren, achten Sie bitte auf das Verfallsdatum des Produktes.
Stufe 5
Verlassen Sie das Haus, um den Schrank mit dem Licht mit neuen Lebensmitteln zu füllen! Achtung, wenn Ihnen alles fremd vorkommt, bitten Sie jemanden, Sie zum Lebensmittelgeschäft zu begleiten! Schauen Sie sich um, die Autos sind alle echt, überqueren Sie die Straße erst, wenn diese wirklich frei ist. So unwahrscheinlich es klingt, hier und jetzt haben Sie nur ein Leben. Ein Neustart des Spieles ist nicht möglich, und Sie werden auch keinen Krämer finden, der Ihnen Heilgetränke verkauft!
Stufe 6
Sollten Ihnen auf dem Rückweg kleine Kinder entgegenlaufen und immer wieder Papa, Papa oder Mama, Mama rufen, kann es sich nur um Ihre eigenen Kinder handeln. Tja, die kleinen Racker haben Sie wirklich nicht mehr so groß in Erinnerung, aber macht nichts, wenn Ihnen erstmal die Namen wieder eingefallen sind, dann werden Sie sich schnell wieder an sie gewöhnen.
Wieder zu Hause angekommen, setzen Sie sich mal gemütlich in einen Sessel, aber nicht unbedingt in den Sessel vor Ihrem Computer!!! Klasse, bald haben Sie es geschafft. Nun lesen Sie mal einige Seiten in einem Buch. Bücher sind die dicken schweren Dinger, die man aufklappen kann, manche haben sogar schöne bunte Bilder. Na, merken Sie wie es beim Lesen oben in Ihrer Birne arbeitet? Das sind die Gedanken, die Sie sich beim Lesen machen. Es nützt allerdings nichts, wenn Sie mit dem Finger auf die Seite klicken, wenn Sie alles gelesen haben, Multimedia war gestern, nun wird von Hand umgeblättert.
Stufe 8
Mehr als zehn Seiten sollten Sie am Anfang nicht lesen! Legen Sie das Buch wieder weg, aber nicht zu weit. Nun rufen Sie mal nach Ihrem Ehepartner, das ist die Person die sich kopfschüttelnd in eine Ecke drückt. Versichern Sie ihr, dass alles normal ist und Sie sich einfach nur ändern wollen. In den ersten Tagen wird das noch niemand glauben, aber halten Sie durch. Verkaufen Sie morgen sofort Ihr Modem und schaffen Sie sich vielleicht ein Aquarium an, es funktioniert so ähnlich wie ein Bildschirmschoner, aber es ist das erste Anzeichen von Besserung.
Sie haben es geschafft. Herzlich willkommen im realen Leben!
Diesen Beitrag verdanken wir unserem luxenburgischen Leser Peter. Er hat den Beitrag des Herrn Dr. Dr. Herbert Mück aus Köln unserer Zeitung dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt.
Gefangen im Netz
In Österreich sind 50.000 Menschen, darunter viele Jugendliche, internetsüchtig. Die Sucht bleibt fast immer unerkannt und unbehandelt.
Es beginnt meistens ganz harmlos, wie bei allen anderen Suchterkrankungen auch. Ein paar Stunden im Chat, eine Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft von Onlinespielern. Bis zu einem gewissen Grad nur eine spannende und entspannende Freizeitbeschäftigung, entwickelt das Internet für manche Jugendliche eine gefährlich große Anziehungskraft.
Warnsignale
Vorsicht ist geboten, wenn die Zeit, die man vor dem Bildschirm in Chats, Foren oder Onlinespielen verbringt, kontinuierlich ausgedehnt wird. Die Trennlinie zwischen normaler und krankhafter Internetnutzung ist nicht immer eindeutig zu ziehen. Für manchen können schon wenige Stunden im Netz Suchtcharakter haben, andere verbringen beruflich mehrere Stunden täglich online ohne süchtig zu sein. Ein Warnsignal ist es allerdings, wenn die selbstgesetzten Zeitlimits immer wieder überschritten werden. In weiterer Konsequenz werden Freunde und Familie vernachlässigt, ebenso wie Hobbys oder Sport, die gesamte freie Zeit wird online verbracht. Letzte Konsequenz ist ein Versagen in Schule oder Job.
Neue Gefahren
Dass Alkohol, Drogen oder Glücksspiel Suchterkrankungen zu Grunde liegen können, ist bekannt. Aber dass sich auch eine Sucht nach dem Internet entwickeln kann und diese in der Stärke durchaus mit den erstgenannten Abhängigkeiten vergleichbar ist, klingt für manche utopisch. Dabei ist die sich ausbreitende Websucht auch in Österreich seit Jahren Realität. Auf diese alarmierende Entwicklung haben die ExpertInnen des Kalksburger Anton-Proksch-Instituts (API) reagiert und in Baden bei Wien eine Beratungsstelle eröffnet. Hauptkundschaft: Eltern, die mit der exzessiven Internetnutzung ihrer Kinder nicht mehr zurechtkommen.
Immer mehr Surfer
Die Suchtproblematik ist relativ neu, weil erst in den letzten Jahren die Internetnutzung sprunghaft angestiegen ist. Derzeit haben 38 Prozent der österreichischen Haushalte einen Webzugang, fast ein Drittel der Bevölkerung ab 14 Jahren surft sogar täglich im Internet. Mit der verstärkten Nutzung tauchen auch die Probleme auf, wie Dr. Hubert Poppe vom API berichtet. Der Facharzt für Psychiatrie und Neurologie warnt: „Die Internet-Sucht ist Realität, und durchaus von gleichem Krankheitswert wie ähnliche nichtstoffliche Abhängigkeiten, zum
Beispiel Kaufsucht oder Spielsucht."
Positives Feedback
Dass die Probleme von Internetsüchtigen oft nicht ernst genommen werden, erklärt der Experte folgendermaßen: "Wer Drogen nimmt oder spielt, ist gesellschaftlich unten durch. Im Gegensatz dazu gelten Computerkenntnisse als hilfreich und sinnvoll und werden von der Gesellschaft geschätzt." Viele Jugendliche verlieren durch dieses positive Feedback den Bezug zur Realität. "Die erklären dann, dass sie bald eine Familie gründen wollen, ein Haus bauen, viele gute Freunde haben - und in Wirklichkeit sitzen sie stundenlang einsam vor dem Bildschirm", berichtet Dr. Poppe.
Web-Gemeinschaft als Ersatzfamilie
Jugendliche User fühlen sich vor allem von Chats und Onlinespielen magisch angezogen. "Da haben sie dass Gefühl, Zuwendung und positives Feedback zu erhalten", berichtet Poppe. Dass die elektronische Kommunikation den "echten" Freundeskreis nicht ersetzen kann, merken viele erst, wenn sich ihr soziales Umfeld schon aufgelöst hat.
Dr. Poppe kritisiert vor allem, dass betroffene Eltern viel zu spät professionelle Hilfe suchen. "Wenn ich mich jahrelang nicht um mein Kind gekümmert habe und erst bei Schulproblemen plötzlich Interesse für seine Freizeitgestaltung zeige, ist es kein Wunder dass es meistens schon zu spät ist." In einem solchen Fall helfen oft nur mehr psychotherapeutische oder psychologische Betreuung, begleitet von einer konsequenten Verkürzung der Online-Zeiten. (az)
Danke für Tips und Warnungen....
Virenschutz
Vorbeugen ist der beste Schutz. Abgesehen davon, dass man Attachment von eMails nie automatisch öffnen soll, weil sie Viren enthalten können, sollte jeder Web-Nutzer seinen Computer mit einem Virenscanner schützen und ihn regelmäßig updaten – das Programm lässt sich so einstellen, dass es automatisch nach Updates sucht, sobald man im Web ist.
Virenscanner gibt es unter
Der Verein für Konsumentenschutz VKI warnt vor „Gratis“ Downloads, denn „Free“ bedeutet nicht immer „Kostenfrei“. Gefährdet sind vor allem Surfer, welche sich mit analogem Modem oder mit ISDN-Karte in das Weltweite Netz einsteigen. Dialerprogramme können unbemerkt mitschneiden. Diese Dialerprogramme leiten unbemerkt eine bestehende Internetverbindung auf eine Mehrwertnummer (z.B. 0900 oder 0930) oder einer Auslandsvorwahl um.
Der beste Schutz – laut VKI – ist das Programm YAW / Yet another Warner, das gratis unter www.yaw.at erhältlich ist. Oder eine Tarifsperre für die 0900 und 0930 Nummern bzw von Auslandszonen bei Ihrem Telefonanbieter beantragen.